Unser Namensgeber

Johann Daniel Lawaetz – Hilfe zur Selbsthilfe

Anfang des 19. Jahrhunderts wächst in Altona, das noch zu Dänemark gehört, und in Hamburg die Sorge vor Armut, Arbeitslosigkeit und steigenden Ausgaben für die Armenhilfe. Johann Daniel Lawaetz, erfolgreicher Kaufmann, Textilunternehmer und – selten in seiner Zeit – sozial engagiert, denkt weiter: Er fordert staatliche Arbeitsbeschaffung statt Almosen – soziale Hilfe zur Selbsthilfe. Seine Schrift von 1815 über die „Sorge des Staats für seine Armen“ formuliert einen Kerngedanken, der bis heute aktuell ist: Arbeitslosigkeit, Armut und Obdachlosigkeit nicht mit Almosen, sondern durch „Gelegenheit und Mittel“ zu bekämpfen, die „ihn (den Hilfsbedürftigen) auf den selbst gewünschten Weg des Erwerbs bringt“. Kurz: Menschen durch sinnvolle Arbeit zu stärken und Teilhabe zu ermöglichen.

Die von Johann Daniel Lawaetz angeregten Ideen leben seit 1986 in der Johann Daniel Lawaetz-Stiftung (kurz: Lawaetz-Stiftung) weiter – gegründet als gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts durch die Freie und Hansestadt Hamburg. Ihr Sitz ist das historische Lawaetzhaus in Neumühlen 16-20, erbaut 1802 als Teil eines Fabrikkomplexes. Zwischen 1986 und 1989 wurde das Gebäude denkmalgerecht saniert. Heute bietet es Raum für Büros, Beratung, Veranstaltungen und Ausstellungen – und ist zugleich sichtbarer Ausdruck eines sozialen Engagements, das Herkunft und Zukunft zusammendenkt.

Doch bei allem sozialen Engagement: Lawaetz war auch Teil eines kolonialen Wirtschaftssystems. Seine familiären Verbindungen zur Plantagenwirtschaft auf den damaligen Dänisch-Westindischen Inseln machen deutlich, dass sein Erbe auch kritisch betrachtet werden muss.

Die Lawaetz-Stiftung tut genau das – sie würdigt seine Ideen, beleuchtet aber auch seine Verstrickungen in koloniale Strukturen offen und verantwortungsvoll.